Schlafen – Schnarchen – Schlafapnoe

Ca. 30 Millionen Deutsche schnarchen! Abgesehen von der nächtlichen Geräuschkulisse für den Partner, kann lautes Schnarchen ein ernst zu nehmendes Anzeichen für schlafbezogene Atmungsstörungen sein.
Schnarchen kann auf eine Verengung der Atemwege hinweisen, die den Betroffenen das Atemholen im Schlaf erschweren.

Die typischen Schnarchgeräusche entstehen bei der Anstrengung durch die verengten Atemwege Luft zu holen.
In ca. 70% der Fälle ist das Gaumensegel für die Geräuschentwicklung verantwortlich. In ca. 30% können auch andere Strukturen wie Zungengrund, Kehldeckel oder Kehlkopf in Vibration geraten.

Etwa jeder 2. Mann und jede 4. Frau schnarchen im Schlaf!

Lautes und unregelmäßiges Schnarchen kann auch auf eine obstruktive Schlafapnoe hinweisen. Dies ist eine potentiell lebensbedrohliche Erkrankung, bei der Menschen Atemaussetzer im Schlaf erleiden.

Am häufigsten betroffen sind übergewichtige Männer im mittleren Lebensalter. Frauen bleiben aufgrund der weiblichen Hormone und einer anderen Anatomie im Halsbereich in der Regel bis zur Menopause verschont.

Bei Schlafapnoe funktioniert die Atmung im Schlaf nicht einwandfrei, es entsteht ein Sauerstoffmangel bei insgesamt sehr schlechter Schlafqualität. Dies kann zu Tagesschläfrigkeit führen und Auslöser für Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen, Herzinfarkt, Schlaganfall, Impotenz und Depressionen sein. Bei lauterem, insbesondere unregelmäßigen Schnarchgeräuschen sollte grundsätzlich ein Arzt hinzugezogen werden, der in diesem Bereich spezialisiert ist (z.B. HNO-Fachärzte)

Bei frühzeitiger Behandlung lassen sich oftmals potentiell lebensbedrohliche Folgeerkrankungen der Schlafapnoe vermeiden oder beheben.

Schlafapnoe – Warnzeichen

  • Erhebliche Lautstärke
  • Wechsel von Atempausen und heftigem Luftschnappen (Atemaussetzer, Apnoen), bis zu mehr als 70 mal pro Stunde auf.
  • Der gestörte Nachtschlaf führt zur Tagesmüdigkeit und damit zu gravierenden Belastungen im Privat- und Berufsleben. Die Unfall- und Verletzungsrisiken
steigen, da sie jederzeit bei Arbeit oder Autofahren einschlafen können. Die Wahrscheinlichkeit von Verkehrsunfällen ist bei Schlafapnoeikern ca. 2-5 mal höher als bei anderen Verkehrsteilnehmern.
  • Schlafapnoe kann zu Konzentrationsstörungen, Vergesslichkeit, Angstzuständen und Depressionen führen. Diese Beschwerden können rasch auftreten oder sich in einem schleichenden Prozess über Jahre hinweg herausbilden.
Die Symptome werden oftmals nicht beachtet, ihrer Bedeutung nicht ernst genommen und oft anderen Ursachen zugeschrieben.
  • Manche Patienten klagen auch über morgendliche Kopfschmerzen und ein nachlassendes sexuelles Interesse. Bei Männern kann es zudem zu Erektionsstörungen kommen.

Schlafapnoe kann bei Kindern mit Übergewicht und vergrößerten Mandeln bzw. Polypen auftreten. Unter Schlafapnoe leidende Kinder schnarchen unregelmäßig, liegen oft mit überstrecktem Kopf im Bett und haben insgesamt einen unruhigen Schlaf.

Sie sind morgens trotz ausreichender Schlafzeit nicht erholt. Ältere Kinder, die unter Schlafapnoe leiden, wirken oft träge und schwerfällig und zeigen schlechte Leistungen in der Schule. Sie werden häufig als „langsam“ und „faul“ eingeschätzt.

Ursachen der Schlafapnoe

  • Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko für Schnarchen und Schlafapnoe.
  • Übergewicht
  • Eine verlegte Nasenatmung, Normabweichungen im Rachenraum, große „Mandeln“ oder Zungengrundmandeln, große Zunge, verlängertes Gaumensegel, ungewöhnlich kleine Kiefer können Ursachen sein. Manchmal bestehen auch mehrere dieser ungünstigen Faktoren gleichzeitig.
  • Mangelhafte Schlafhygiene wie z.B. üppige Mahlzeiten vor dem Schlafen, Alkohol am Abend, die Einnahme von Beruhigungs-, oder Schlaftabletten, Schichtarbeit

Formen der Schlafapnoe

In der Schlafmedizin werden zwei grundlegende Arten schlafbezogener Atmungsstörungen unterschieden:  die obstruktive und die zentrale Schlafapnoe.

Die obstruktive Schlafapnoe (Obstruktion der oberen Atemwege) stellt die schwerwiegendste und die am häufigsten verbreitete Form schlafbezogener Atmungsstörungen dar. Durch Entspannung und Erschlaffung der Muskeln, insbesondere des weichen Gaumens und/oder durch Zurückfallen der Zunge, werden die Atemwege verschlossen und somit ein freier Luftfluss verhindert.

Die Sauerstoffkonzentration im Blut fällt ab, das Gehirn erhält zu wenig Sauerstoff und leitet eine Weckreaktion (arousal) ein. Dieser Alarm lässt den Puls und Blutdruck in die Höhe schnellen. In manchen Fällen kommt es auch zu Herzrhythmusstörungen, d. h. das Herz schlägt unregelmäßig und setzt sogar für Sekunden ganz aus.

Es wird vermutet, dass der plötzlich im Schlaf eintretende Tod von Menschen bei scheinbar gutem Gesundheitszustand vielfach auf schlafbezogene Herzrhythmusstörungen zurückzuführen ist. Die Muskulatur spannt sich wieder an. Die Atmung setzt nun wieder ein und man hört die tiefen Atemzüge, die auf die Schlafunterbrechung folgen.  Der Körper ringt förmlich nach Luft! Ohne  das volle Bewusstsein zu erlangen, sinkt der Schläfer im Anschluss in die nächste Tiefschlafphase und der Mechanismus beginnt von neuem. Bis über 60-mal pro Stunde und einer Dauer der Atemaussetzer von 10 bis über 100 Sekunden!

Bei der zentralen Schlafapnoe bleiben die Atemwege zwar geöffnet, aber die Muskeln in Brust und Zwerchfell sind nicht aktiv. Infolge des fehlenden Atemantriebes fällt der Sauerstoffgehalt im Blut – für das Gehirn ein Signal, den Schlafenden zu wecken, um die Atmung wieder aufzunehmen. Die Wahrscheinlichkeit für zentrale Schlafapnoe nimmt mit dem Alter zu. In den meisten Fällen sind diese jedoch harmlos und bedürfen keiner besonderen Behandlung. Treten schlafbezogene Atmungsstörungen dagegen gehäuft und zusammen mit Herz-schwäche oder neurologischen Störungen auf, ist eine Behandlung dringend erforderlich.

Fazit:
»Die Schlafapnoe verschlechtert die Lebensqualität, verkürzt die Lebensdauer und verursacht hohe Folgekosten.«

Schlafdiagnostik

Eine genaue und gezielte Befragung zu den Beschwerden, wenn möglich zusammen mit dem Schlafpartner, gibt erste wichtige Informationen und Hinweise auf eine behandlungsbedürftige Schlafstörung.

Endoskopisch werden die Nase, der Nasenrachen, der untere Rachen und der Kehlkopf genau untersucht. Befunde können sein: Verkrümmungen der Nasenscheidewand oder Vergrößerungen der Nasenmuscheln, vergrößerte Gaumenmandeln, ein verlängertes bzw. tiefhängendes Gaumensegel, ein Gewebsüberschuss am Gaumensegel, ein verlängertes Zäpfchen, eine Vergrößerung des Zungengrundes oder ein veränderter Kehldeckel.

Der Patient bekommt ein kleines Messgerät mit nach Hause, welches die folgenden Parameter bestimmt:

  • Körperlage
  • Atemfluss
  • Pulsfrequenz
  • Sauerstoffsättigung
  • Schnarchen
  • Brustkorbbewegungen
  • Bauchwandbewegungen
  • ggf.CPAP-Druck.

Zusammen mit dem Polygraphiegerät erhält der Patienten einen Schlaf-Fragebogen (epworth-sleepnis-scale), er wird hierin zu Anzeichen von Tagesmüdigkeit  und zu allgemeinen, für eine Schlafstörung wichtigen Vorerkrankungen gefragt. Ergänzend wird regelmäßig in Zusammenarbeit mit einem Pulmologen (Lungenfacharzt) eine Lungenfunktionsprüfung zum Ausschluß einer chronischen Lungen-/Bronchialerkrankung veranlasst.

Mit dem WatchPAT steht eine relativ neue, im Ausland bereits etablierte und in zahlreichen Studien klinisch geprüfte diagnostische Technik zur Verfügung, die eine erweiterte Erfassung schlafbezogener Atemstörungen ambulant, zu Hause ermöglicht.
Dabei werden geringste Veränderungen der Gefäßspannung und Volummenänderungen in den Fingerarterien registriert und die Sauerstoffsättigung im Blut gemessen.

Die Besonderheit des WatchPAT ist, dass ohne grosse Verkabelungen wie in einem Schlaflabor nicht nur die nächtlichen Atemaussetzer, sondern auch die Wachphasen, Schlafphasen und der REM-Schlaf ( Traumschlaf ) erfasst werden.
Das am Handgelenk befestigte Messgerät führt zu vergleichbar zuverlässigen Ergebnissen wie die stationäre durchgeführte Polysomnographie.

Schlafdiagnostik

Schlafuntersuchung in medikamentös – induziertem Schlaf, als Ergänzung zu den anderen Untersuchungsverfahren, ist in bestimmten Fällen sinnvoll.
Bei der ambulanten Apneagraphie wird manchmal eine komplexe Atemstopp-Erkrankung diagnostiziert, die nicht nur auf Verengungen der Atemwege, sondern auf andere Ursachen hinweist. Dies ist insbesondere bei mittel- und höhergradiger ausgeprägter Schlafapnoe erforderlich.

In diesen Fällen ist eine stationäre Untersuchung im Schlaflabor angebracht. Im Schlaflabor können zusätzlich mittels Polysomnographie die Hirnströme erfasst und Atemregulationsstörungen aufgezeichnet werden.